WM 2022 Hand vor dem Mund

Maja Fiedler, Ricarda Stiller, Maresa Stölting

Die umstrittene Fußball-WM in dem arabischen Land Katar ist gestartet. Doch bisher wird weniger über den Sport, sondern vielmehr über eine bunte Kapitänsbinde, schweigende Nationalspieler und leere Ränge diskutiert. Hier gibt's den Nachrichtenüberblick - schau auch in die Bildergalerie!

Ein bunt gestreiftes Herz und der Schriftzug „One Love“ (auf Deutsch: eine Liebe): Mit dieser Kapitänsbinde wollte Manuel Neuer eigentlich im Spiel gegen Japan auf dem Platz stehen. Sie soll ein Zeichen sein für Vielfalt, Toleranz und Freiheit, dass jeder Mensch so sein darf, wie er will. Ob ein Mann also Männer liebt, ob sich eine Frau wie ein Mann kleidet oder umgekehrt – viele sagen, dass es ganz egal ist, welchem Geschlecht man angehört. Eine besondere Bedeutung hätte die Pride-Armbinde vor allem deswegen, weil in Katar Homosexualität unter Strafe steht. Nicht nur Manuel Neuer, auch sechs andere Teamkapitäne wollten mit der One-Love-Binde spielen, etwa die Schweiz und England. Doch der Weltfußballverband Fifa hat das Tragen der One Love-Armbinde verboten und mit Strafen gedroht. Daraufhin haben die Mannschaften einen Rückzieher gemacht. Trotzdem wollten die deutschen Spieler ein Zeichen setzen. Beim Mannschaftsspiel vor dem Anpfiff hielten sich alle den Mund zu. So wollten sie der Fifa zeigen: Wir lassen uns den Mund nicht verbieten.

Deutschland verliert erstes Spiel

Beim Auftaktspiel für die Deutschen kommen schlechte Erinnerungen auf: Auch bei der WM 2018 mussten sie sich im ersten Spiel gegen Mexiko geschlagen geben, das Vorrunden-Aus folgte. Bis zur 74. Minute stand es für das deutsche Team noch gut. Durch einen verwandelten Elfmeter von Ilkay Gündogan lag es 1:0 in Führung. Doch zahlreiche Torchancen wurden vergeben, und die Verteidigung bröckelte zusehends. So schafften die Japaner in der zweiten Halbzeit zwei Tore. Am Sonntag (20 Uhr) im Spiel gegen Spanien könnte sich bereits entscheiden, ob die Deutschen es ins Achtelfinale schaffen. Das letzte Vorrundenspiel gegen Costa Rica findet am Donnerstag, 1.12., um 20 Uhr statt.

Iranische Spieler bleiben stumm

Vor jedem WM-Spiel erklingen die Nationalhymnen der beiden Gegner. Beim Spiel England gegen Iran fiel auf: Kein Iraner bewegte den Mund. Die Liveübertragung im iranischen Staatsfernsehen wurde deshalb sogar gestoppt. Denn dass die Spieler ihre Nationalhymne nicht mitsangen, wird als stummer Protest gegen die Herrscher ihres Landes angesehen. Seit Wochen gehen Tausende Menschen immer wieder auf die Straße, um gegen die strengen Regeln zu demonstrieren, die vor allem für Frauen und Mädchen gelten. Diese Proteste wurden durch den Tod einer jungen Frau ausgelöst. Sie war von der sogenannten Sittenpolizei verhaftet worden, weil sie ihr Kopftuch nicht richtig getragen haben soll. Die Proteste sind in den vergangenen Tagen gewaltsamer geworden. Menschen wurden verletzt und verhaftet, es gab auch Tote. Die schweigenden iranischen Fußballer wollten wohl zeigen, dass sie auf der Seite der Demonstrierenden stehen. Den Herrschern dürfte das nicht gefallen. Vor der WM hatten die Sportler noch den Präsidenten besucht. Das wurde im Internet scharf kritisiert.

Fehlende Fußballfans

Noch nie hat ein Gastgeberland das Auftaktspiel verloren – bis zur WM 2022. Hier verlor Katar gegen Ecuador 0:2. Stimmung kam im Stadion nicht auf. Katar ist keine Fußballnation. Hier hat sich lange kaum jemand für diesen Sport interessiert. Das sah man auch auf den Rängen. Schon lange vor dem Abpfiff machten sich viele Zuschauerinnen und Zuschauer auf den Heimweg.

Was macht Ronaldo?

Für Cristiano Ronaldo ist es wohl die letzte Fußball-WM. In Katar will der 37-Jährige noch mal für Portugal glänzen. Doch wie es nach der WM für ihn weitergeht, ist unklar. Rund ein Jahr lang kickte er für Manchester United (England) – doch nun trennen sich die Wege. Denn Ronaldo hatte in einem Interview seinen Verein kritisiert. Zum Beispiel warf er den Klubverantwortlichen vor, „wie ein schwarzes Schaf“ behandelt worden zu sein. Manchester United kündigte an, dass das Interview Folgen haben werde. Jetzt ist klar: Der Profifußballer verlässt den Verein. „Ich liebe Manchester United, und ich liebe die Fans, das wird sich niemals ändern“, schrieb Ronaldo im Internet.