Wincent Weiss „Ihr seid nicht die Kopie eines Influencers“

Susanne Suchy

Der Pop-Star Wincent Weiss postet auf Social-Media-Kanälen, seit er Konzerte gibt. Mit Julia (12) und Jakob (11) hat er über die Plattformen gesprochen und warum er davor warnt.

Jakob: Wann hast du das letzte Mal etwas auf Social Media gepostet?
Wincent: Eigentlich poste ich täglich. Heute aber noch nichts, weil ich bei meiner Mama zum Essen war und am Strand. Da will ich einfach nichts posten.

Julia: Wie ist es für prominente Künstler, regelmäßig etwas zu posten?
Wincent: Es hat schöne und schlechte Seiten. Schön ist, dass ich vieles von meinem Leben teilen darf, Menschen Tipps gebe und ihnen damit vielleicht helfe. Aber der Druck, täglich etwas posten zu müssen, ist enorm hoch. Eigentlich müsste ich fünf Tiktok-Videos am Tag machen und irgendwas auf Facebook und Snapchat posten. Das schaffe ich gar nicht. Ich mache ja nebenbei noch Musik, spiele Konzerte und bin im Fernsehstudio.

Jakob: Lässt du dich von Influencern beeinflussen?
Wincent: Ich hoffe nicht! Zumindest nicht von Influencern, die Kosmetikprodukte verkaufen wollen. Aber natürlich lässt man sich immer irgendwie beeinflussen von dem, was man liest und sieht.

Julia: Wie willst du auf Social Media wahrgenommen werden?
Wincent: Am liebsten so, wie ich wirklich bin: natürlich und ehrlich. Ich hoffe, dass die Menschen mich auch so wahrnehmen.

Julia: Benutzt du Filter?
Wincent: Nein. Noch nie.

Jakob: Wo ist deine persönliche Grenze, wenn du etwas postest?
Wincent: Bei meiner Familie und meinem Privatleben. Früher habe ich viel mehr von meiner Schwester und meiner Mama gepostet. Das lasse ich jetzt. Mein Privatleben soll privat bleiben.

Julia: Warum rufst du deine Fans bei Konzerten auf, vorsichtig mit sozialen Medien zu sein?
Wincent: Manche Kids nutzen die Plattformen stundenlang am Tag. Ich sehe, wie stark sie das beeinflusst. In ihrem Alter sollte man sich ausprobieren und herausfinden, wer man ist, anstatt irgendwelchen Leuten mit vielen Followern nachzueifern. Ihr seid selbst jemand und nicht die Kopie eines Influencers. Auch in der Schule sollte man regelmäßig über Social Media sprechen und lernen, worauf man achten muss.

Julia: Wie finden das deine Fans?
Wincent: Bis jetzt gab es nur positives Feedback. Ich schreibe ja auch niemandem vor, was er tun soll. Ich sage nur, dass es gewisse Gefahren gibt. Filter zum Beispiel. Die Leute sehen dadurch ganz anders aus als in echt. Das sollte man wissen. Social Media ist meistens eine schöngemalte Filterwelt. Die Realität wird nicht so oft gezeigt.

Julia: Hat dein Lied „Was die Menschen nicht wissen“ etwas damit zu tun?
Wincent: Ja, sehr viel: Bei Social Media kann jeder Mensch über jedes Thema urteilen. Ist ja auch o. k. Aber es ist nicht o. k., dass sich manche hinter Fake-Accounts verstecken. Sie geben sich falsche Namen und beleidigen andere. Obwohl sie den Menschen eigentlich gar nicht kennen. Wenn mich Leute auf Social Media beleidigen, frage ich mich: Würdest du mir das auch ins Gesicht sagen? Wahrscheinlich nicht!

Jakob: Wie bist du schon beleidigt worden?
Wincent: Eigentlich wird alles kritisiert, was ich so an mir habe: meine Frisur, mein Körper, mein Gesang. Einige benutzen auch Schimpfwörter. Aber zum Glück passiert das nicht oft.

Jakob: Unternimmst du etwas dagegen?
Wincent: Ich antworte nicht auf Hass-Kommentare. Wenn ich das mache, kommentieren das wieder 20 Fans. Das macht die Kommentare größer, als sie sind. Wenn man in der Öffentlichkeit steht und regelmäßig damit konfrontiert wird, muss man erst lernen, Beleidigungen zu überlesen und nicht an sich herankommen zu lassen. Aber manchmal fällt es mir schwer.

Jakob: Würdest du an Social Media gerne etwas verändern?
Wincent: Ich würde mit einer Altersbegrenzung anfangen. 16 Jahre fände ich gut. Eigentlich gibt es diese Grenzen schon, aber trotzdem sind 9-Jährige bei Tiktok oder so. Die Inhalte der Videos sollten auch mehr geprüft werden, sodass Gewalt und Hass dort keine Plattform bekommen. Außerdem würde ich es kennzeichnen, wenn Filter verwendet werden. Damit alle wissen: Hier sehe ich ein bearbeitetes, gefiltertes Bild, das nicht der Realität entspricht.


Wincent Weiss Im Alter von 17 Jahren brachte er sich selbst bei, Gitarre zu spielen. „Ich habe mit Metal-Musik angefangen“, erzählt er. Irgendwann würde er gerne wieder mehr Rock-Musik spielen. Richtig bekannt wurde der Pop-Star 2015 mit dem Lied „Unter meiner Haut“. Seine bisher erfolgreichsten Songs sind „Musik sein“ und „Feuerwerk“. 2024 sitzt er zum dritten Mal in der Jury von „The Voice Kids“. Allen, die selbst Musiker werden möchten, rät er: „Macht Musik, so viel ihr könnt, aber nur wenn es Spaß macht.“ Und – ab 16 Jahren – eigene Songs auf Social Media hochzuladen. „Die große Reichweite sollte man unbedingt nutzen.“