Mehr als 24 Jahre lang war Syriens Machthaber Baschar al-Assad in dem Land allgegenwärtig. Als gefürchteter Alleinherrscher ließ er keine freie Meinung zu und unterdrückte die Bevölkerung. Nun wurde er innerhalb kürzester Zeit aus dem Amt gejagt. Er ist wohl nach Moskau geflogen, wo er bei seinem politischen Freund Wladimir Putin (Russlands Präsident) unterschlüpfen konnte. Seit einiger Zeit kämpften verschiedene Rebellengruppen gegen Assad und dessen Anhänger. Die islamistische Gruppierung Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Gruppen verkündeten am Sonntag die Einnahme der Hauptstadt Damaskus. Viele der Regierungsleute Assads sind geblieben und arbeiten nun mit dem HTS-Führer Abu Mohammed al-Dschulani zusammen. Dass die ehemaligen Regierungsleute die Macht an die Rebellen übergeben haben, verhinderte wohl viel Blutvergießen. Ein Grund für den schnellen Zusammenbruch der Diktatur liegt unter anderem auch darin, dass Assad nichts unternommen hat, um den Alltag der Normalbürger zu verbessern: Neun von zehn Menschen leben in bitterer Armut. Unklar bleibt nun erst einmal, wie es in Syrien weitergehen wird. Ob das Land regiert werden kann, ob es womöglich eine neue Diktatur gibt oder ob es im Chaos versinkt.
Machtwechsel in Syrien – wie es weitergeht ist unklar.
Ein Land im Krieg
Viele Kinder in Syrien kennen gar keinen Frieden, weil sie in ihrem Leben bisher nichts anderes als Krieg erlebt haben. Seit etwa 13 Jahren wird gekämpft zwischen den Anhängern des Diktators und seinen Gegnern, den sogenannten Rebellen. Dabei sind Hunderttausende Menschen gestorben und Millionen sind bis heute auf der Flucht. In dem Land sind viele Städte und Dörfer komplett zerstört. Vor allem über die jahrelang heftig umkämpfte, mittlerweile völlig zerstörte Stadt Aleppo wurde immer wieder berichtet. Auch andere Länder sind an dem Krieg beteiligt. Russland etwa unterstützte den Herrscher Assad, ebenso wie das islamistisch regierte Nachbarland Iran. Die türkische Regierung hingegen war auf Seite der Rebellen. Die Vereinten Nationen (ein Zusammenschluss fast aller Staaten der Welt) und die Europäische Union sagen, dass die HTS eine Terrororganisation sei. Die Gruppe bemüht sich nun, sich von ihren extremen islamistischen Wurzeln zu distanzieren. Islamistisch bedeutet eine politische Richtung. Das ist nicht zu verwechseln mit islamisch, womit die Religion Islam gemeint ist. Islamisten schränken beispielsweise die Rechte von Mädchen und Frauen massiv ein.
Geflüchtete in Deutschland
In Deutschland hat nun eine Diskussion über das Schicksal syrischer Geflüchteter begonnen. Noch ist völlig unklar, ob eine Rückkehr nach Syrien möglich ist. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stoppt daher vorerst alle Entscheidungen über Asylanträge von Syrerinnen und Syrern. Bundesinnenministerin Nancy Faeser warnte davor, schon jetzt eine Debatte über den Umgang mit syrischen Schutzsuchenden zu führen – manche Politiker diskutieren bereits über deren Rückkehr.