Sabine Bohlmann „In mir steckt ein bisschen Frau Honig“

Emily Scholl

Die Kinderreporterinnen Selma (8) und Elly (11) lieben die Buchreihe „Ein Mädchen namens Willow“ von Sabine Bohlmann. Im Interview hat die Autorin den beiden erzählt, warum zu ihrem Beruf auch ein bisschen Detektivarbeit gehört.

Selma: Hallo! Wolltest du schon immer Autorin werden?
Sabine Bohlmann: Ich habe schon immer gern geschrieben. In der Schule habe ich Geschichten geschrieben, in der vierten Klasse auch mal ein Theaterstück und habe das dann aufgeführt. Ich wollte eigentlich immer Schauspielerin werden und habe irgendwie gar nicht daran gedacht, dass man auch Autorin werden kann.

Selma: Machst du noch etwas anderes außer Bücher schreiben?
Sabine Bohlmann: Ja, ich mache noch ganz schön viel. Eigentlich bin ich Schauspielerin geworden und habe auch einige Jahre im Fernsehen gespielt, habe Serien gedreht und vor allem habe ich ganz viel synchronisiert.

Elly: Welches deiner Bücher magst du am liebsten?
Sabine Bohlmann: Das ist ganz, ganz schwer! Ich mag alle Bücher total gerne. Immer, wenn ich ein neues schreibe, denke ich: „Das ist jetzt mein Lieblingsbuch!“ Aber wenn ich dann eine Lesung habe, mit irgendeinem Buch, das ich schon lange nicht mehr gelesen habe, denke ich mir: „Ah, nein, das mag ich am liebsten!“ Deswegen kann ich das gar nicht so genau sagen.

Elly: Ich schreibe auch gerne Geschichten. Was braucht man, um ein gutes Buch zu schreiben?
Sabine Bohlmann: Ganz viel Fantasie und eine gute Beobachtungsgabe. Das heißt, dass man Leute wie ein Detektiv beobachtet und sich das dann merkt oder notiert. Zum Beispiel, wie die Leute so sind, was die so erzählen, wie sie sprechen, ... Und man braucht natürlich auch Lust dazu, dranzubleiben! Ich glaube, das ist das Schwierigste. Als Kind habe ich oft gesagt: „Ich schreib jetzt ein Buch!“ und nach der ersten Seite konnte ich schon nicht mehr (lacht). Das Schwierigste daran, ein langes Buch zu schreiben, ist, sich jeden Tag wieder hinzusetzen und weiterzuschreiben.

Selma: Wann kommen dir die Ideen für deine vielen Bücher?
Sabine Bohlmann: Die kommen mir immer und überall: Wenn ich mit der Straßenbahn fahre, wenn ich irgendwo warten muss, wenn ich durch den Wald oder am Meer entlang gehe, ... Also immer, wenn ich eigentlich gar nichts tue! Und dann macht es „Zack!“ und mir kommt irgendeine Idee für eine Geschichte. Ich kann im Urlaub auch nicht wirklich Urlaub haben, weil ich auf jeden Fall irgendwann mit einer Idee aufwache.

Elly: Lehnst du deine Geschichten auch an die Realität an?
Sabine Bohlmann: Manchmal. Ich schreibe über viele Sachen, die ich selbst erlebt habe. Ganz oft bleibt es aber nicht genau so, sondern ich kippe noch ein bisschen Fantasie darauf. Zum Beispiel in meinem Buch „Das Leben ist (k)ein Wunschkonzert“. Da schreibt das Mädchen Rosalie ihre drei wichtigsten Wünsche auf, einer davon ist ein Hund. Und dann wartet sie und wartet und der Wunsch geht nicht in Erfüllung. Irgendwann sagt sie sich: „Jetzt muss ich das selbst in die Hand nehmen!“ Sie plündert ihr Sparschwein, doch ihr Geld reicht nur für eine Leine. Das habe ich als Kind auch gemacht: Ich habe mir eine Hundeleine gekauft, denn ich durfte keinen Hund haben. Und dann habe ich mir die Leine umgehängt und bin draußen Gassi gegangen mit meinem Hund, den kein Mensch gesehen hat.

Selma: Und was passiert Rosalie in dem Buch?
Sabine Bohlmann: Sie wird von einer Frau gefragt: „Wo ist denn dein Hund? Ich hab den noch gar nicht gesehen.“ Und sie antwortet: „Ach, der ist da vorne irgendwo im Gebüsch!“ Und dann sagt die Frau: „Den müssen wir doch suchen! Der ist ja bestimmt weg!“ Und auf einmal fangen alle im Park an, den Hund zu suchen. Dem Mädchen wird natürlich total heiß, weil sie genau weiß, dass es den Hund überhaupt nicht gibt! Und das ist dann das, was mir nicht passiert ist.

Elly: Erkennst du dich in den Hauptpersonen deiner Bücher wieder?
Sabine Bohlmann: Habt ihr „Willkommen bei den Grauses“ gelesen? Da erkenne ich mich natürlich nicht in dem alten Opa, der immer nur dasitzt und „Bah! Bah!“ sagt. Das ist ein Schrat und der hat eine fleischfressende Pflanze am Hut. Ich glaube aber, dass ein bisschen Frau Honig in mir steckt. Denn viele Sachen, die Frau Honig macht, habe ich auch mit meinen Kindern gemacht.

Elly: Hast du schon eine Idee für ein neues Buch?
Sabine Bohlmann: Ja, im Moment schreibe ich ein neues Buch über die Grauses. Damit habe ich aber gerade erst angefangen. Ich war dieses Jahr schon ganz fleißig: Ich habe schon ein neues Frau-Honig-Buch und Band 5 der Willow-Reihe geschrieben. Beides kommt im Herbst raus. Und ein ganz großes Geheimnis verrate ich euch: Bald beginnen die Dreharbeiten zum Willow- Film! Der kommt nächstes Jahr im Februar ins Kino. Darauf bin ich ganz gespannt!


Sabine Bohlmann Die Buchreihen um „Frau Honig“, „Ein Mädchen namens Willow“ und „Der kleine Siebenschläfer“ gehören zu den bekanntesten Werken der 55-Jährigen. Die gebürtige Münchnerin arbeitet aber auch als Schauspielerin und Synchronsprecherin. Sie leiht also vielen Figuren und Charakteren ihre Stimme, zum Beispiel Lisa Simpson aus der Serie „Die Simpsons“ und dem Geist Maulende Myrte in den „Harry Potter“-Filmen. Sabine Bohlmann hat zwei Kinder.