Lotte „Musik ist meine beste Freundin“

Monika Braun

Die Kinderreporter Julia (10) und Julian (12) haben die Sängerin Lotte vor ihrem Auftritt beim Schwarzwald Musikfestival getroffen. Im Interview hat Lotte erzählt, wie sie zur Musik kam und was sie mit ihren Songs verbindet.

Julia: Bist du aufgeregt vor Auftritten?

Lotte: Ja, doch, ich bin immer noch sehr aufgeregt – gerade heute, da wir eine neue Show spielen und Songs, die wir noch nie gespielt haben. Das ist schon krass.

Julian: Was machst du vor Konzerten, um die Nervosität loszuwerden?

Lotte: Meistens hilft es mir, kurz zu meditieren, so ein- und auszuatmen – oder ich höre Meditationsmusik. Aber an so einem Tag wie heute ist mein Kopf total voll. Ihr müsst euch vorstellen: Ich bin heute Nacht in Berlin in unseren Nightliner mit zwölf Betten gestiegen. Da schlafen wir dann alle drin. Es ruckelt, es ist laut, und man bekommt keine Ruhe. Wenn ich dann endlich das Konzert spielen kann, ist schon viel passiert. Davor hilft es mir, ruhige Musik zu hören, um einfach etwas entspannter zu sein.

Julia: Seit wann singst du beziehungsweise machst du überhaupt Musik?

Lotte: Ich habe angefangen, Musik zu machen, da war ich vier, also richtig früh. Alle in meiner Familie haben Musik gemacht – also so zum Spaß. Deshalb habe ich auch mitgemacht. Ziemlich schnell ist dann die Musik so etwas wie eine beste Freundin für mich geworden, weil ich auch über alles schreibe in meinen Songs. So, wie man einer besten Freundin alles erzählt etwa.

Julia: Wolltest du schon immer Sängerin werden?

Lotte: Ich wollte nicht immer Sängerin werden! Ich wollte eigentlich Ärztin werden und habe mich auch echt angestrengt und ein sehr gutes Abi gemacht. Musik war aber das, was mir immer sehr gutgetan hat. Ich habe jeden Tag zu Hause eine Stunde Gitarre gespielt, einfach weil ich es wollte. Ich dachte immer, ich probiere es einfach mal mit dem Singen, sonst sitze ich irgendwann mit ganz vielen Enkelkindern auf der Couch und denke, vielleicht hätte ich doch Musik machen können. „Was wäre, wenn?“ – diese Frage wollte ich mir nicht stellen. Also habe ich es probiert und hatte direkt einen Plattenvertrag.

Julian: Was für eine Ausbildung hast du, damit du Musik zu deinem Beruf machen konntest?

Lotte: Eine spezielle Ausbildung habe ich nicht. Ich wollte wie gesagt erst in die Medizin, habe kurz Philosophie studiert, das Studium abgebrochen und dann einfach Musik gemacht. In Mannheim war ich bei der Pop- Akademie, habe vorgespielt und gleich einen Plattenvertrag bekommen.

Julian: Wie war es, das erste Mal auf der Bühne zu stehen?

Lotte: Oh, da muss ich überlegen. Ich habe damals in der Band von der Kirche gespielt. Das Schlimmste war die Probe: Alle waren älter, und mit dem Mikro klang die Stimme so anders. Bis ich ungefähr 20 war, war ich sehr aufgeregt. Dann irgendwann versteht man, dass man den Auftritt richtig genießen kann.

Julia: Singst du lieber bei Livekonzerten oder im Fernsehen?

Lotte: Am liebsten eigentlich fast immer bei Livekonzerten. Dort sind echte Gefühle und Menschen im Raum. Dafür mache ich Musik, um die Menschen zu erleben und zu erreichen. Es gibt eine Ausnahme im Fernsehen bei „Sing meinen Song“: Da waren wir in Südafrika mit Künstlern, die ich alle ganz toll finde. Wir saßen zusammen und haben uns unterhalten, es war ganz anders und persönlich, obwohl es für das Fernsehen aufgenommen wurde.

Julian: Wie kommst du auf deine Ideen für deine Songtexte und Melodien?

Lotte: Oft ist es so, dass ich über Dinge schreibe, die ich selbst erlebt habe. Wenn ich etwa verliebt bin, schreibe ich darüber. Für die Melodien braucht es ein bisschen Geduld, aber es ist auch Magie. Ich setze mich an die Gitarre und probiere etwas aus. Irgendwann kommt dann eine gute Melodie heraus, oder sie fliegt mir einfach zu, wenn ich im Bus sitze oder sonst was mache.

Julian: Wie viele Songs hast du schon geschrieben?

Lotte: Oh, ich weiß nicht. Ich glaube, mehrere Hundert. Für ein Album schreibe ich 60 bis 80 Lieder, und davon kommen dann nur zehn bis elf drauf. Also, ich habe schon ziemlich viele Songs geschrieben.

Julia: Du singst auf Deutsch. Kannst du dir vorstellen, auch in einer anderen Sprache zu singen?

Lotte: Ja, tatsächlich! Ich habe auf Englisch angefangen zu singen und Musik zu machen. Mein erstes Lied hieß „Only for you“. Ich hatte das Gefühl, auf Deutsch hört sich immer alles so direkt an. „I love you“ ist leichter gesagt als „ich liebe dich“. Das ist immer gleich so heftig, weil es eben meine Muttersprache ist. Irgendwann habe ich dann ins Deutsche gewechselt, weil es viel intensiver ist. Aber ja, ich könnte mir vorstellen, irgendwann wieder auf Englisch zu singen.

Julian: Schreibst du alle Songs alleine?

Lotte: Nein, ich schreibe zwar alle mit, aber ich suche mir dann immer gerne Leute, denen ich voll vertraue. Ich vertraue ihnen ja auch einiges von mir an. Es ist eine kleine Gruppe von Menschen, mit denen ich gerne schreibe und die auch im Herzen gute Menschen sind.

Julia: Du hast ein Duett mit Max Giesinger gesungen. Mit wem würdest du noch gerne singen?

Lotte: Mein Traum-Duettpartner in Deutschland wäre Herbert Grönemeyer – er kann ganz tolle Songs schreiben. Weltweit wären es Rihanna und Dua Lipa. Ich bin ein Fan von starken Frauen, die eine tolle Stimme haben.

Julian: Was findest du gut, und was gefällt dir nicht so sehr an deinem Job?

Lotte: Das ist eine schwierige Frage. Zunächst mal ist es toll, dass ich ganz vielen Menschen begegne und fast jeden Tag in einer anderen Stadt bin. Das öffnet den Horizont. Man ist einfach offen, weil man weiß, dass jeder Mensch anders lebt. Und man kann anderen etwas Gutes tun. Gerade wenn die Menschen vom Alltag gestresst sind, kann man ihnen mit dem Konzert helfen, für 90 Minuten den Rest der Welt zu vergessen. Negativ ist, dass ich so viel unterwegs bin, dass ich meine Familie und meine Freunde nur relativ selten sehen kann.


Lotte wurde am 14. Juli 1995 als Charlotte Rezbach in Ravensburg geboren und ist eine deutsche Singer-Songwriterin. Ihr erfolgreichstes Stück ist „Auf das, was da noch kommt“, ein Duett mit Max Giesinger aus dem Jahr 2019. Ihren ersten Song schrieb Lotte bereits mit 13 Jahren. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Philosophie in Innsbruck (Österreich). Heute lebt Lotte in Berlin. Ihre erste Single „Auf beiden Beinen“ erschien im März 2017. In der zwölften Staffel der Castingshow „Dein Song“ im Jahr 2020 wirkte sie als Musikpatin mit, seit 2021 sitzt sie in der Jury der Sendung. Und sie ist Teilnehmerin der neunten Staffel der Sendung „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“, die seit April dieses Jahres ausgestrahlt wird. Live zu sehen ist Lotte demnächst beim Stuttgarter Kessel Festival am 25. Juni auf dem Cannstatter Wasen.