Julia Schaefer und Annie Cesar "Ich werde immer als Treffpunkt genutzt"

Nadia Köhler

Enorme Vorteile beim Online-Shopping und regelmäßig Mittagsschlaf: Julia Schaefer und Annie Cesar erzählen Nina (10), Lucy (11) und Holly (10), was es bedeutet, bei Allianz MTV Stuttgart Volleyball zu spielen.

Holly: Julia, du bist ganz schön groß, aber ich bin ziemlich klein. Hätte ich trotzdem Chancen, eine gute Volleyballerin zu werden?
Julia:
Ja, durchaus. Auf der Position von Annie – also Libera –, da spielen die kleinen, schnellen. Die graben auch die unmöglichsten Bälle noch aus. Und es gibt auch Angreiferinnen in der Bundesliga, die unter 1,80 Meter sind. Also, hart arbeiten, dann hast du auf jeden Fall eine Chance!
Annie:
Ich sehe es schon vor mir, wie du es allen zeigst.

Holly: Ist es ein Vor- oder ein Nachteil, so groß zu sein?
Julia:
Beides. Ich komme überall gut dran und werde immer als Treffpunkt benutzt, wenn wir in großen Menschenmengen unterwegs sind, weil ich meistens herausrage. Schwierig wird es aber beim Schuhe-Kaufen. In meiner Größe (42 bis 44) gibt es nicht mehr so viele schöne Schuhe, und oft ist noch ein Absatz dran. Das macht mich dann noch größer! Meine Hosenlänge liegt zwischen 34 und 36. Dadurch ist Online-Shopping für mich sehr entspannt, denn die Längen sind nie vergriffen. Alles in allem finde ich, dass meine Größe eher Vorteile hat.

Lucy: Was mögt ihr besonders an eurem Team?
Julia:
Ich finde es toll, dass wir es geschafft haben, aus ganz, ganz vielen unterschiedlichen Nationalitäten und Charakteren ein starkes Team zu formen. Bei uns unterstützt jeder den anderen, aber man kann sich auch kritisieren. Außerdem ist das Umfeld hier sehr familiär.

Nina: Was habt ihr denn für Charaktere? Beschreibt euch doch mal gegenseitig.
Annie:
Julia ist sehr entspannt, und man kann mit ihr immer über etwas Lustiges quatschen, auch während des Trainings. Leider bringt uns das manchmal etwas Ärger ein . . .
Julia:
 Annie ist ein kleiner Sonnenschein. Mit ihr ist es immer lustig – ein Lach-Flash pro Training ist vorprogrammiert.

Holly: Musstet ihr früher für Volleyball öfter die Schule ausfallen lassen?
Annie (lacht):
Ich hätte es nicht unbedingt gemusst, aber ich habe es trotzdem manchmal gemacht.
Julia:
Ich war auf einem Sportinternat. Als ich Abi gemacht habe, habe ich schon in der Ersten Bundesliga gespielt. Da habe ich schön öfters mal Schule verpasst, aber ich konnte das immer alles gut nachholen.

Holly: Annie, du spielst auch Beachvolleyball. Magst du Hallen- oder Beachvolleyball lieber?
Annie:
Ich finde, man kann das gar nicht so vergleichen. Für mich sind das ganz unterschiedliche Sportarten. Beachvolleyball ist ultracool, weil du immer an der frischen Luft bist. Du bist sehr auf dich allein gestellt, darum ist es eher ein Kopfspiel. Beim Hallenvolleyball ist die Herausforderung, dass du mit vielen anderen zusammenarbeiten musst und dadurch ganz viele Menschen kennenlernst. Das ist auch toll.

Lucy: Ist es im Sand anstrengender?
Julia:
Ja. Du musst ja manchmal Sprints machen. Auch wenn es nur drei Schritte sind, die sind im Sand viel anstrengender als auf dem Hallenboden. Da bist du nach jedem Spielzug außer Atem. Und dann kommt auch manchmal noch die Hitze dazu.

Holly: Was macht ihr in eurer Freizeit?
Julia:
 Ich studiere noch Psychologie. Dazu komme ich gerade nicht so gut, darum habe ich ein Praktikum in der Personalabteilung unseres Hauptsponsors angefangen. Und ich backe und koche sehr viel. Außerdem lese ich gerne.
Annie:
Ich studiere auch: Sport und Französisch auf Lehramt. Aber da bin ich gerade eher selten anwesend. Und ich schlafe! Mein Mittagsschlaf ist mir sehr wichtig.
Julia:
Ja! Powernapping nennen wir das – auch wenn aus 30 Minuten schnell mal zwei Stunden werden. Bei unserem Programm braucht der Körper die Erholung einfach. Wir trainieren ja bis zu achtmal in der Woche. Und am Wochenende und manchmal auch mittwochs haben wir Punktspiele.

Lucy: Musstet ihr mitten im Spiel schon mal auf die Toilette?
Julia:
Wenn ich auf dem Spielfeld stehe, dann bin ich wie in einem Tunnel. Da zählt für mich nur der nächste Punkt, da bekomme ich es gar nicht mit, wenn ich auf Toilette muss. Erst nach dem Spiel, wenn die Anspannung abfällt, merke ich, dass ich mal muss.
Annie:
Ich habe das schon mal gemerkt. Da musste ich richtig dringend, aber ich habe dann eingehalten.

Lucy: Seid ihr traurig, wenn ihr während des Spiels nur kurz eingewechselt werdet?
Annie:
Natürlich will man immer auf dem Spielfeld stehen. Aber wir sind ein Team! Die Bank ist genauso wichtig.
Julia:
Die Stammspielerinnen brauchen ja auch welche, gegen die sie im Training gut spielen können. Wenn wir im Training den Gegner gut nachahmen und unsere Mannschaft dadurch gewinnt, dann haben wir zum Sieg beigetragen!

Nina: Annie, du hast in dieser Saison den Sprung von der Zweiten in die Erste Bundesliga geschafft. Dein Traum, Volleyballprofi zu werden, hat sich erfüllt. Fühlt sich die Wirklichkeit so gut an wie der Traum?
Annie:
In der Wirklichkeit muss ich jeden Tag kämpfen und motiviert sein – daran habe ich im Traum nicht gedacht. Aber in der Ersten Bundesliga zu spielen ist auf alle Fälle ultracool.
Julia:
Es ist schon einmalig toll, dass wir für das bezahlt werden, was wir lieben.

Steckbriefe: Annie Cesar (20) spielt seit dieser Saison in der Ersten Bundesliga als Libera für die Stuttgarter Volleyballerinnen. Sie ist recht klein für eine Volleyballerin: 1,73 Meter. Beim Beachvolleyball wurde sie bereits viermal deutsche Meisterin (U 17, U 18, U 19, U 20). Annie hat mit sechs Jahren begonnen, Volleyball zu spielen. Da ihre Mutter Trainerin war, und Annie nicht alleine daheim bleiben konnte, musste sie mit zum Training. Früher wollte Annie einen Bauernhof haben – und das obwohl sie Angst vor großen Tieren hat.

Julia Schaefer (21) hat mit ihrem Vater, der ein ehemaliger Volleyball- Nationalspieler ist, schon früh am Strand pritschen und baggern geübt. Mit zehn Jahren schickte ihr Vater sie dann ins Volleyballtraining. Die 1,88 Meter große Außenangreiferin hat bereits einmal für die Nationalmannschaft gespielt und schlägt seit 2016 in Stuttgart auf. Als Kind hat sie davon geträumt, Ärztin zu werden – doch das Studium passt nicht mit ihrem Leistungssport zusammen.