Jeff Kinney, Autor „Viele halten mich für langweilig“

Maresa Stölting

Mit „Gregs Tagebüchern“ bringt der Autor Jeff Kinney viele Kinder zum Lachen. So auch unsere Reporter Christopher und Max. Obwohl gerade erst Band 16 der Reihe erschienen ist, verrät der Greg-Erfinder den beiden schon, worum es im nächsten Buch gehen könnte.

Christopher: Ich habe gelesen, dass Gregs Geschichten auch von dei- nem eigenen Leben erzählen. Bist du Greg oder eine andere Figur aus den Büchern?

Jeff Kinney: Greg ist eine etwas chaotischere Version von mir selbst. Er ist nicht wirklich ein Held, er ist nicht perfekt und kein Vorbild. Er ist ein Kind, und als Kinder machen wir alle Fehler, tun Dinge, die wir besser nicht getan hätten – so wie Greg Heffley.

Christopher: Im neuesten „Gregs Tagebuch“ geht es um Sport. Warst du ein guter Sportler in deiner Schulzeit?

Jeff Kinney: Manchmal war ich ganz gut, manchmal ziemlich schlecht – meistens war ich so im Mittelfeld. Manches habe ich so wie Greg gemacht. Zum Beispiel in Band 2, als er im Schwimmteam ist. Da versteckt er sich vor seinem Trainer im Badezimmer. Ein paar dieser ziemlich peinlichen Dinge habe ich wirklich selbst gemacht. Und jetzt stehen sie in „Gregs Tagebüchern“.

Max: Wie hast du die anderen Figuren erfunden? Haben dich deine Familie oder Freunde zu ihnen inspiriert?

Jeff Kinney: Ja! Auch Gregs Familie ist eine chaotische Version meiner Familie, als ich ein Kind war. Sie sehen tatsächlich so ähnlich aus. Und Rupert ist ein bisschen wie mein bester Freund Ryan.

Christopher: Deine Bücher sind ziemlich witzig. Warst du in der Schule der Klassenclown?

Jeff Kinney: Als ich 11 oder 12 Jahre alt war, habe ich versucht, lustig zu werden. Damals habe ich gemerkt, dass ich mit meinem Schreiben Leute zum Lachen bringen kann. Ich hatte eine Lehrerin, die mich immer wieder herausforderte. Sie hat mir oft Tipps gegeben, was ich noch besser machen kann, wie ich noch lustiger sein kann. Das werde ich nie vergessen. Heute halten mich viele Menschen nicht für besonders lustig. Die meisten denken, ich wäre sehr langweilig. Wie lustig ich sein kann, wissen nur meine engsten Freunde.

Christopher: Ich mag, dass du deine Zeichnungen selber machst. Hast du schon mal drüber nachgedacht, einen Illustrator zu beauftragen?

Jeff Kinney: Vielleicht sollte ich das mal tun (lacht). Ich mag es, zu zeichnen. Aber wenn ich wieder zeichnen muss, dann muss ich das so schnell und so viel machen, dass es mir sehr schwerfällt. Das läuft dann so ab: Ich stehe um 9 Uhr auf, setze mich an den Schreibtisch und zeichne den ganzen Tag bis 1 Uhr nachts. Pausen mache ich nur, um zu essen. So sieht mein Alltag sechs Wochen lang aus. Ich wünschte, ich könnte das langsamer machen, um es mehr zu genießen.

Max: Wie lange dauert es denn, bis ein „Gregs Tagebuch“-Band fertig ist?

Jeff Kinney: Für das erste habe ich acht Jahre gebraucht. Jetzt dauert es etwa sieben Monate. Im März fange ich an zu schreiben, Anfang September bin ich fertig.

Christopher: Hast du dann fünf Monate Urlaub?

Jeff Kinney: Nein – ich schreibe mittlerweile ja auch noch die Bücher über Gregs Freund Rupert. Und ich arbeite mit an den Filmen zu „Gregs Tagebüchern“. Der nächste Abgabetermin ist nie weit – ich arbeite eigentlich immer.

Christopher: Warum schreibst du mittlerweile auch Ruperts Tagebücher?

Jeff Kinney: Ich mag die Figur Rupert sehr gerne – er ist ein ganz unschuldiges Kind. Und mir ist aufgefallen, dass er viele Fans hat. Es gab auch ein Musical zu „Gregs Tagebuch“ in den USA – Rupert wurde immer besonders bejubelt. Darum dachte ich, es wäre witzig, die Geschichten aus seiner Perspektive zu sehen. Denn Greg entscheidet ja in seinen Tagebüchern, was er uns erzählen will und was nicht.

Max: Schreibst du selbst ein Tagebuch?

Jeff Kinney: Als ich etwa 20 Jahre alt war, hatte ich ein Tagebuch genau wie Greg – mit Text und Zeichnungen. So kam ich auch auf die Idee zu Gregs Tagebüchern. Ich dachte: Das sieht aus, als könnte es funktionieren.

Christopher: Mir ist aufgefallen, dass Gregs kleiner Bruder Manni nicht älter wird ...

Jeff Kinney: Nein – keine Figur wird wirklich älter. Ich finde, das ist das tolle an Comicfiguren – sie können ewig gleich bleiben. Eines Tages, in nicht allzu langer Zeit, werdet ihr zu alt sein für „Gregs Tagebücher“. Dann werden sie noch ein glücklicher Teil eurer Kindheit sein. Aber Greg Heffley wird da bleiben. Denkt zum Beispiel an Donald Duck. Er wurde in den 1930er Jahren erfunden. Aber ihr wisst auch heute noch, wer er ist. So wird das hoffentlich auch mit Greg sein.

Max: Denkst du jetzt schon über den nächsten Band nach?

Jeff Kinney: Ja, obwohl ich ihn noch nicht schreibe. Zu dieser Zeit im Jahr überlege ich, worin es im nächsten Buch gehen könnte.

Max: Ich bin sehr neugierig ...

Jeff Kinney: Na gut ... Ich denke, es würde wirklich Spaß machen, wenn es im nächsten Buch mehr um Gregs großen Bruder Rodrick geht. Das ist eine tolle Figur, aber über ihn habe ich schon lange nichts mehr geschrieben. Greg könnte Rodrick und seiner Band helfen, die bei einem Wettbewerb antritt. Und Greg trägt die Lautsprecher und solche Sachen ... Das könnte richtig Spaß machen!


Jeff Kinney
Der 50-Jährige ist in der Nähe der US-Hauptstadt Washington aufgewachsen. Heute lebt er im Bundesstaat Massachusetts mit seiner Frau und zwei Söhnen. 2007 erschien das erste „Gregs Tagebuch“. Mittlerweile wurden mehr als 194 Millionen Bücher der Reihe verkauft – in 63 Ländern auf 53 Sprachen. Vier Filme, in denen Schauspieler Familie Heffley darstellten, sind erschienen. Jeff Kinney hat viel Zeit am Filmset verbracht und auch die Darsteller mit ausgewählt. Seit dem 3. Dezember gibt es eine neue Verfilmung von „Gregs Tagebuch“ – diesmal als Animationsfilm beim Streamingdienst Disney+. Der Autor hat das Drehbuch geschrieben und war der Produzent des Films.

Greg, die Sportniete
„Gregs Tagebuch – Volltreffer!“ ist Band 16 der Reihe – und mal wieder unglaublich lustig. Diesmal will Greg Heffley seine sportliche Karriere eigentlich offiziell beenden. Doch seine olympia- und sportbegeisterte Mutter überredet ihn, an den Auswahlspielen für die Basketballteams teilzunehmen. Und so landet Greg tatsächlich in einer Mannschaft – um genau zu sein, in der schlechtesten der ganzen Schule. Das kann ja heiter werden! Und wird es auch ... (Baumhaus Verlag, 14,99 Euro, ab 10 Jahre)