Guido Hammesfahr von Löwenzahn „Als Kind habe ich alles auseinandergenommen“

Maresa Stölting

Den Schauspieler Guido Hammesfahr kennen viele Kinder vor allem in einer Rolle: Als Fritz Fuchs beschäftigt er sich in der Sendung „Löwenzahn“ etwa mit dem Internet, mit Maulwürfen oder mit Tanzen. Unsere Kinderreporter Bennet (10) und Greta (11) haben ihn nicht im berühmten Bauwagen, sondern in der Stuttgarter Staatsoper getroffen.

Greta: Wie bist du zu „Löwenzahn“ gekommen?

Guido Hammesfahr: Das war eine große Überraschung, weil ich mich da gar nicht beworben hatte. Ich hatte damals Bewerbungsunterlagen an eine Casterin geschickt. Das ist jemand, da schickst du deine Fotos und Unterlagen, was du schon alles gespielt hast, hin. Früher hat man da auch noch ein Video hingeschickt, auf CD-Rom oder sogar auf einem Videotape. Und die Casterin hat den Sendungsmachern gesagt: Schaut euch den mal an. Die haben mich dann zum Vorsprechen eingeladen. Nach dem Casting habe ich monatelang nichts gehört. Das war’s wohl, habe ich gedacht. Was sie mir nicht erzählt hatten: Sie hatten drei Personen in der engeren Auswahl. In ganz Deutschland haben sie Kindern in Schulen und im Kindergarten die Filme mit den drei Personen vorgespielt und sie gefragt, wen sie sich am besten im Bauwagen vorstellen können. Nach der Vorauswahl haben also die Kinder entschieden, kein Redakteur oder Regisseur.

Bennet: Bist du selbst so handwerklich begabt, wie es in der Sendung immer aussieht?

Guido Hammesfahr: Als ich etwa in eurem Alter war, habe ich meine Mutter zur Verzweiflung gebracht. Ich habe immer alles auseinandergenommen, weil ich wissen wollte, was drin steckt. Von der Kaffeemaschine über den Toaster bis zur Waschmaschine. Oft habe ich alles wieder zusammenschrauben können. Aber ganz oft blieben ein paar Schrauben übrig. Die meisten Dinge haben danach wieder funktioniert, manchmal musste ein Profi ran. Man kann sagen: Im Laufe der Zeit habe ich mir sehr viel beigebracht. Das ging dann so weit, dass ich vor etwa acht Jahren ein altes Boot, das ich geschenkt bekommen habe, komplett restauriert habe. Wenn ich in der Sendung etwas anpacke, ist das also kein Quatsch. Das funktioniert, weil ich mit Akkuschraubern, Handkreissäge und so weiter sehr gut umgehen kann.

Bennet: Womit verdient Fritz Fuchs eigentlich sein Geld?

Guido Hammesfahr: Der Fritz jobbt immer mal wieder, der hat kein festes Berufsfeld. Das ist ein bisschen so wie bei mir: Ich arbeite als Schauspieler und zwischendurch als Sprecher. Ich baue mit Leuten an einem Boot, dann helfe ich bei einer Renovierung. Fritz ist da, so wie ich, ein Allround- Talent. Ihm ist nicht wichtig zu sagen: Das ist mein fester Beruf. Aber ihm ist eben sehr wichtig, den Leuten Dinge zu erklären und ihnen damit zu helfen. Und ich glaube: Wenn es mal ganz knapp wird, dann wird ihm seine Schwester, die ja relativ erfolgreich ist, bestimmt helfen.

Bennet: Wie viele Hunde spielen Keks?

Guido Hammesfahr: Im Moment haben wir einen Keks, aber wir haben schon einen neuen Keks in Vorbereitung. Unsere Tiertrainerin trainiert ganz viele Hunde vom Welpen an. Wenn sie dann einen dabei hat, der gut ist, holt sie ihn immer wieder dazu. Der schaut dann zu, wie unser aktueller Keks, der eigentlich Emil heißt, das macht, und gewöhnt den neuen Hund an die Situation. Sie lässt ihn Kissen in die Hütte und wieder raus bringen. Der muss sich an den Puschel vom Mikrofon gewöhnen, an den Kameramann, an die Stative von den Beleuchtern. Wenn er dann eineinhalb Jahre trainiert wurde, kann er mitspielen. Das klappt meistens ganz gut. Emil bleibt noch etwa ein Jahr da. Es ist immer sehr traurig, wenn wir uns verabschieden müssen. Aber die Hunde wollen ja auch noch ein bisschen Rente feiern.

Greta: Warum hören die Hunde denn auf den Namen Keks?

Guido Hammesfahr: Die Tiertrainerin hielt das damals für unmöglich. Sie hat gesagt: Ein Hundename sollte immer zwei Silben haben, weil das die Tiere besser hören können. Ich habe aber einen Trick: Ich sage immer Ke-eks – das sind fast zwei Silben. Und bisher haben alle Hunde, die ich Keks rufe, auf mich reagiert. Die Hunde sind so schlau, das geht sogar so weit: Wenn eine Szene gedreht wird, sagt der Regisseur zu Beginn immer „Bitte!“. Der Hund weiß dann schon Bescheid und ist aufmerksam. Und wenn der Regisseur oder der Kameramann „Danke!“ sagt, dann wedelt der Hund mit dem Schwanz, geht zur Tiertrainerin und wird meistens gekuschelt oder bekommt ein Leckerli zur Belohnung. Die Intelligenz der Hunde ist vergleichbar mit der eines dreieinhalbjährigen Kindes. Und ein Dreieinhalbjähriger kann schon richtig viel begreifen!

Greta: Wie lange dauert es, eine Folge zu drehen?

Guido Hammesfahr: In der Regel ist die reine Drehzeit einer Folge von rund 25 Minuten viereinhalb bis fünf Tage. Das heißt: Um 9 Uhr fangen wir an zu drehen, gegen 17.30 Uhr ist Drehschluss. Von der Idee bis zur fertigen Sendung vergehen aber ein bis eineinhalb Jahre! Erst gibt es die Autorenkonferenz, die Geschichte wird entwickelt, ein Drehbuch geschrieben. Mein Prozess ist das reine Drehen. Ist das fertig, gehe ich ins Tonbüro. Dann muss ich die Stellen, in denen der Ton nicht zu gebrauchen ist, nachsprechen. Zum Beispiel, weil im Hintergrund ein Rasenmäher lief. Auch die Texte für die Erklärsendung spreche ich ein. Dann kommt noch die Musik dazu. Die Farbe wird bestimmt, damit alles schön aussieht. Der Abspann kommt noch dazu, wer alles mitgespielt hat, der Vorspann wird vorbereitet. Anfang Dezember sind die Sendungen fertig – nachdem wir im Mai angefangen haben zu drehen.

Greta: Wärst du manchmal gerne noch ein Kind?

Guido Hammesfahr: Ich habe nie aufgehört ein Kind zu sein! Ich kann mir auch immer noch nicht vorstellen, dass ich so alt bin, wie ich bin. Verantwortung zu tragen und solche Dinge, das geht ganz gut. Aber ich glaube darin, wie locker man miteinander umgeht, da bin ich voll Kind geblieben. Das ist manchmal vielleicht auch ein bisschen peinlich. Ich glaube aber, das hilft mir in meinem Beruf, und das will ich auch gar nicht ändern!


Guido Hammesfahr Seit mehr als 40 Jahren gibt es schon „Löwenzahn“ – darum hat Guido Hammesfahr die Sendung als Kind selbst schon gesehen. Fast 16 Jahre spielt er nun Fritz Fuchs, der mit seinem Hund Keks in einem Bauwagen in dem erfundenen Ort Bärstadt lebt. Zu Guidos Lieblingsfolgen gehört die Sendung über Gold, weil es darin um Fritzens Familie geht und wie sie zusammenhält. Auch die Folge zu Toleranz ist ihm wichtig: Hier gab es kein festes Drehbuch. Stattdessen haben die Darsteller improvisiert, also spontan selbst einen Text erfunden. „Das war toll, mal so eine Erfahrung zu machen“, sagt der 53-Jährige. Er steht nicht nur vor der Kamera, sondern auch auf der Theaterbühne. Sein größtes Hobby: Segeln! „Einen Urlaub, wo ich nur am Strand sitze, das kann ich gar nicht. Meistens bin ich mit dem Boot unterwegs und fahre irgendwohin, wo der Wind mich hintreibt“, sagt er. „Löwenzahn“ läuft sonntags um 11.05 Uhr bei Kika. Auf kika.de und auf zdftivi. de kann man viele Folgen online schauen.