Freundschaft „Trau dich in die Mitte“

Maresa Stölting

Das neue Schuljahr steht vor der Tür. Eine aufregende Zeit – vor allem, wenn man damit auch die Schule oder die Klasse wechselt. Sabine Marx vom „Kummerkasten“ des KiKA hat Tipps, wie du in der neuen Klasse Freunde findest.

Bitte lächeln!
In einer unbekannten Situation ist es ganz normal, nervös zu sein. „Mach dir klar: Den anderen geht es wahrscheinlich genauso“, rät die Expertin. Gehe mit offenem Blick ins Klassenzimmer. Ein Lächeln macht dich sympathisch. „Es hilft in zweifacher Hinsicht: Wenn wir lächeln, fühlen wir uns gleich viel besser. Und wer ein Lächeln geschenkt bekommt, der freut sich“, erklärt Sabine Marx. Suche Blickkontakt zu den anderen Kindern. Schaut jemand zurück und erwidert dein Lächeln, traust du dich vielleicht sogar, denjenigen anzusprechen. Der erste Schultag ist auch ein gutes Gesprächsthema für den Anfang: „Bist du auch aufgeregt?“ oder „Mal sehen, wer unser Lehrer wird.“ Wer aufgeregt ist, neigt dazu, sich am Rand des Geschehens aufzuhalten. „Gib dir einen kleinen Schubs und trau dich in die Mitte. Dort sind viel mehr Menschen um dich herum. Die Wahrscheinlichkeit, dass du selbst angesprochen wirst, ist dort viel größer.“

Sei du selbst!
Die beste Möglichkeit, Freunde zu finden, ist es, sich so zu zeigen, wie man wirklich ist. „Auf Dauer ist es viel zu anstrengend, ständig den Clown zu spielen, wenn man doch eigentlich auch mal schlecht drauf ist“, meint Sabine Marx. „Lege dir keine Rolle oder kein Merkmal zu, nur um in diesem Moment jemanden zu beeindrucken.“ Es ist aber ganz normal und menschlich, auch mal zu übertreiben oder ein Erlebnis besonders auszuschmücken. Auch Erwachsene machen das manchmal. Doch letztlich willst du ja genau so gemocht werden, wie du bist. Vielleicht stellst du dir am ersten Schultag die Frage: Was ziehe ich an, um besonders hübsch oder cool auszusehen? „Bleib dir treu und verkleide dich nicht. Zieh dir etwas an, worin du dich wohlfühlst“, rät die Expertin. „Das ist sowieso schon ein aufregender Tag. Wenn dann die Hose zwickt oder der Pulli kratzt, hast du nur zusätzlichen Stress.“

Gleich und gleich ...
... gesellt sich gern. An diesem Spruch ist Wahres dran. Wer dieselben Interessen und ähnliche Eigenschaften hat, versteht sich oft auch gut. Gleichgesinnte findest du nicht nur in der Klasse, sondern auch in AGs, Workshops oder bei Aktionen in der Schule. „Wenn man etwas zusammen macht, hat man schon durch die Tätigkeit Gesprächsstoff und erlebt etwas zusammen“, sagt Sabine Marx. In Gesprächen kommt es auf die richtige Mischung aus zuhören und erzählen an: „Jeder Mensch findet es toll, wenn sich jemand für ihn interessiert. Wenn jemand fragt, was man mag oder was man über ein Thema denkt, dann fühlt man sich wertgeschätzt.“ Zugleich ist es auch schön, etwas vom anderen zu erfahren. So merkt man schnell, ob man sich für ähnliche Dinge begeistert.

Und wenn's nicht passt?
„Auch wenn wir es uns manchmal wünschen: Freundschaft kann man nicht erzwingen“, sagt die Expertin. „Es kommt immer wieder vor, dass wir jemanden toll finden, aber derjenige hat kein Interesse.“ Diese Erfahrung kann wehtun. Dann ist es wichtig, gut zu sich selbst zu sein. „Gönne dir zum Beispiel ein Eis, höre schöne Musik oder lass dich von einem lieben Menschen trösten.“ Statt der Person hinterherzulaufen, gehe lieber auf Abstand. Wenn du in der Situation bist, dass jemand mit dir befreundet sein will, du aber kein Interesse hast, musst du kein schlechtes Gewissen haben. Man kann nicht zu jedem Menschen freu ndschaftliche Gefühle haben. „Bleibe freundlich und werde niemals verletzend oder gemein“, rät Sabine Marx. „Wenn dir jemand direkt sagt, dass er eng mit dir befreundet sein will, sei ehrlich, aber grenze ihn in Zukunft nicht aus.“

In Kontakt bleiben
Nur weil du in einer neuen Klasse bist, heißt das nicht, dass du deine ehemaligen Klassenkameraden vergisst. Verbringt weiterhin Zeit miteinander, trefft euch, telefoniert oder schreibt euch. Man kann auch über die Situation in der neuen Klasse sprechen und sich gegenseitig Mut machen. „Wenn man sich in der neuen Schule noch nicht zu Hause fühlt, können die alten Freunde eine Stütze sein“, sagt Sabine Marx. Die Zeit wird dann zeigen, wie es mit eurer Freundschaft weitergeht. Es gibt enge Freundschaften, die auch bestehen bleiben, wenn man nicht mehr in eine Klasse geht. Es kann aber auch nach und nach weniger werden, je mehr man in der neuen Klasse ankommt und neue Freunde findet. Und den früheren Freunden geht es ja genauso. „Wichtig ist: Wir können mit mehreren Menschen gute Freundschaften haben“, sagt die Expertin. „Die Freundschaft zu einem Menschen verkleinert nicht die Beziehung zu einem anderen.“
 



Steckbrief Sabine Marx: Die 49-Jährige gehört zum Team des „Kummerkastens“ bei KiKA und leitet die E-Mail-Beratung für Kinder und Jugendliche der Diakonie und vom KiKA. Die nächsten Themen beim „Kummerkasten“ sind: „Handy – wann ist viel zu viel“ (Sonntag, 23.9., 20.15 Uhr) und „Freundschaft – und andere Probleme“ (Sonntag, 7.10., 20.10 Uhr).