Erhard Dietl „Ich wäre gern so cool wie ein Olchi“

Susanne Suchy

Die Olchis und ihr Erfinder Erhard Dietl haben so manches gemeinsam. Worin sie sich ähneln und wie es mit den Stinkerlingen aus Schmuddelfing weitergeht, hat Erhard Dietl den Kinderreporterinnen Sophia (8) und Louisa (11) erzählt.

Louisa: Herr Dietl, Sie sind am 22. Mai 70 Jahre alt geworden. Haben Sie sich zum Geburtstag einen frisch verbrannten Stinkerkuchen gewünscht?

Erhard Dietl: Ja natürlich! Das ist ja das Beste überhaupt (lacht). Vor allem, wenn er aus Schokolade ist.

Sophia: Haben Sie schon einmal etwas so Verrücktes wie die Olchis gegessen?

Erhard Dietl: Nein, ich bin ja kein Olchi. Ich esse doch keine Ziegelsteine. Das darf man nicht machen. Aber ich liebe gutes Essen und koche sehr gern. Es macht mir großen Spaß, mir neue Rezepte auszudenken. Deswegen kann ich mich immer gut in Olchi-Mama und Olchi-Oma hineinversetzen, wenn sie leckere Sachen kochen.

Sophia: Wie sind Sie darauf gekommen, dass die Olchis Müll essen und vieles tun, was Kinder nicht dürfen?

Erhard Dietl: So ganz genau weiß ich das nicht mehr. Es ist schon 33 Jahre her, als ich die erste Olchi-Geschichte geschrieben habe. Ich fand es lustig, dass die Olchis so sympathische, freundliche und friedfertige Wesen sind und trotzdem Sachen machen, die die Menschen abschrecken, wie zum Beispiel Müll essen.

Sophia: Wann fallen Ihnen Worte wie Schleimeschlamm, krötig und Muffelfurzteufel ein?

Erhard Dietl: Wann das war, weiß ich nicht mehr. Aber ich habe mir alle Wörter auf einmal ausgedacht, auf eine Liste geschrieben und an meine Pinnwand gehängt. Das ist ganz praktisch, weil ich sie immer wieder verwenden kann und mir nicht für jedes Buch neue Wörter einfallen lassen muss.

Louisa: Wo schreiben Sie am liebsten?

Erhard Dietl: In meinem kleinen Atelier, das du im Hintergrund siehst. Da habe ich meine Ruhe und sehe ein paar Bäume vor dem Fenster. Hier kann ich mich am besten konzentrieren.

Louisa: Wie lange arbeiten Sie an einem Olchi- Buch?

Erhard Dietl: Zwei Tage. Nein! Das stimmt natürlich nicht. Ich brauche ungefähr drei bis vier Wochen für die Geschichte. Danach zeichne ich die Bilder. Insgesamt dauert es etwa zwei bis drei Monate, bis ein Erstlesebuch fertig ist.

Louisa: Es gibt mehr als 50 Olchi-Bücher. Was wollen Sie machen, falls Ihnen irgendwann die Ideen ausgehen?

Erhard Dietl: Dann höre ich auf (lacht). Aber komischerweise fällt es mir immer leichter, Olchi-Bücher zu schreiben. Ich weiß nicht, woran das liegt. Früher habe ich lange nachgedacht, bis mir eine neue Geschichte eingefallen ist. Aber jetzt geht es schneller, weil mir die Olchis so ans Herz gewachsen sind. Deswegen habe ich keine Angst, dass mir nichts mehr einfällt. Ich schreibe gerade an einem neuen Olchi- Buch.

Sophia: Worum geht es darin?

Erhard Dietl: Es heißt „Die Olchis im Land der Drachen“. Darin will ich mehr von Feuerstuhl und einer neuen Drachenwelt erzählen. Lasst euch überraschen.

Sophia: Welche Olchi-Eigenschaft würden Sie gerne besitzen?

Erhard Dietl: Mein Lieblings-Olchi ist der Opa. Ich mag, wie er gemütlich auf dem Ofen sitzt und sich Lügengeschichten und Lieder ausdenkt. Bei mir ist das ja ähnlich. Aber ich wäre gern noch etwas entspannter und genauso cool wie ein Olchi.

Louisa: Was machen Sie am liebsten: zeichnen, Geschichten erfinden oder Lieder komponieren?

Erhard Dietl: Im Moment erfinde ich am liebsten Geschichten. Als Zweites kommt Liederkomponieren und dann Zeichnen. Früher hatte ich am meisten Spaß beim Zeichnen, aber jetzt finde ich es spannender, Geschichten zu schreiben.

Sophia: Von den Olchis gibt es auch einen Film, Theaterstücke, Lieder und Spiele. Denken Sie sich das alles allein aus?

Erhard Dietl: Ja und nein. Für einen Film braucht man ein Team. Das kann man nicht allein machen. Die Texte für Theaterstücke und Lieder habe ich mir ausgedacht. Die Melodie hat dann ein Musiker komponiert.

Sophia: Und die Spiele?

Erhard Dietl: Spiele denke ich mir nicht aus. Das macht der Verlag. Aber sie schicken mir vorher die ausgesuchten Bilder und die Inhalte und fragen mich, ob ich damit einverstanden bin.

Louisa: Was haben Sie als Kind gelesen?

Erhard Dietl: Die Bildergeschichten von Wilhelm Busch haben mir gut gefallen, zum Beispiel „Max und Moritz“. Aber ich habe auch gerne Bücher von Astrid Lindgren gelesen und die Abenteuergeschichten von Karl May.


Erhard Dietl Der Illustrator, Musiker und Autor ist 70 Jahre alt und lebt in München. Er hat drei Kinder, drei Enkelkinder, einen Hund, neun Gitarren, zwei Tennisschläger und etwa 3000 verschiedene Kugelschreiber und Bleistifte. „Also alles, was man zum Leben braucht“, sagt er. Insgesamt hat er an mehr als 100 Kinderbüchern mitgearbeitet. Zum Beispiel zeichnete er Bilder für Bücher der Autorin Christine Nöstlinger. Erhard Dietl hat mehr als 50 Olchi-Bücher geschrieben, veröffentlichte zahlreiche Bilderbücher und eine Serie über Gustav Gorky, den Reporter aus dem Weltall. Seine Werke wurden unter anderem von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet. Außerdem wurden ihm der Österreichische und der Saarländische Kinder- und Jugendbuchpreis verliehen.