Emilia Schlotterbeck, Influencerin „Das Wort Petfluencer kannte ich gar nicht“

Tessa Hartwig

Emilia Schlotterbeck filmt und fotografiert ihre vier Pferde und sich beim Reiten und bei Kunststücken. Jetzt ist sie zusammen mit ihrem Schimmel Orador als Sammelbild im neuen Panini-Album vertreten, neben rund 200 weiteren tierischen Internetstars. Unseren Kinderreportern Mathilde (12) und Konrad (10) hat sie erzählt, wie sie auf Instagram Geld verdient und ob ihre Pferde vor der Kamera posieren.

Mathilde: Wie sind deine Pferde und du zu Petfluencern geworden?

Emilia: Ich reite, seit ich fünf Jahre alt bin. Mit elf Jahren habe ich auf Youtube ein Mädchen entdeckt, das Videos von ihren Pferden hochgeladen hat. Dann habe ich meinem Vater eine Kamera geschenkt, damit er Bilder von mir machen kann. Tolles Geschenk, oder? Den Instagram-Account dancinghorses_ habe ich später angelegt, damit meine Freunde auf meinem privaten Profil nicht von all den Pferdefotos genervt sind.

Mathilde: Und wie kamst du auf den Namen „Dancing Horses“?

Emilia: Ich mache mit meinen Pferden viel Freiheitsdressur. Das ist eine Art der Dressur mit wenig Hilfsmitteln. Genau wie Menschen beim Tanzen, verständigen sich Mensch und Tier dabei über ihre Körpersprache. Und da wir uns dabei so leicht und frei bewegen, sieht es aus wie ein Tanz.

Konrad: Wie viel Zeit verbringst du in den sozialen Medien?

Emilia: Ich bin jeden Tag etwa vier Stunden am Handy. Seit ich dabei Geld verdiene, ist der Zeitaufwand noch höher geworden. Aber es stört mich, dass ich so viel Zeit damit verbringe. Ich versuche gerade, die Zeit etwas zu reduzieren.

Konrad: Verdienst du mit deinem Account genug Geld, um deine Pferde und dich zu versorgen?

Emilia: Das ist schwer zu sagen. Ich würde sagen: Ich kann mir damit etwas dazu verdienen, aber es ist nicht genug zum Leben.

Konrad: Wie verdienst du dieses Geld?

Emilia: Ich bekomme mein Geld nicht von Instagram, sondern von Firmen, für deren Produkte ich auf meinem Profil Werbung mache. Die Bezahlung richtet sich dann danach, wie viele Leute meine Fotos oder Storys anschauen. Meistens kommen die Firmen auf mich zu, aber ich habe auch schon mal Produkte selbst getestet und dann die Firmen gefragt, ob wir zusammenarbeiten wollen.

Mathilde: Magst du das Wort „Petfluencer”?

Emilia: Bevor ich für das Panini-Album angefragt wurde, kannte ich den Begriff „Petfluencer” eigentlich gar nicht. Viele, die jetzt damit starten, Fotos von ihren Tieren zu veröffentlichen, denken: „Damit kann ich viel Geld verdienen.“ Aber als ich damit angefangen habe, gab es das noch gar nicht. Deshalb sehe ich uns nicht als Petfluencer. Ich teile einfach nur Bilder mit meinen Pferden.

Konrad: Bei Influencern für Sport oder Mode gibt es oft einen großen Konkurrenzkampf. Gibt es den auch unter den Petfluencern?

Emilia: Ein bisschen schon. Es gibt bestimmt einige Leute, die sagen: „Wieso hat Emilia so viele Follower, ihre Bilder sind gar nicht gut.“ Aber dazu muss man auch sagen, dass in der ganzen Reiterwelt die Konkurrenz sehr groß ist. Daher würde ich sagen, dass ich den Konkurrenzkampf fast mehr im Stall und bei Wettkämpfen spüre als auf Instagram.

Mathilde: Gibt es Leute, die sagen, du würdest deine Tiere „verkaufen“?

Emilia: Solche Leute gibt es im Internet leider einige. Ich kann gut mit Kritik umgehen, aber manchmal geht es zu weit. Es gab zum Beispiel eine Situation, die mich sehr verletzt hat. Da ist eines meiner Pferde gestorben, und dann haben sich einige Menschen darüber lustig gemacht oder mich beleidigt. Dabei habe ich auch so schon genug gelitten. Ich habe die Tiere ja nicht nur für Instagram, ich liebe sie genau so sehr, wie andere Menschen ihre Haustiere lieben.

Mathilde: Gibt es auch Grenzen bei eurer Arbeit?

Emilia: Ich würde nie etwas machen, das für meine Pferde gefährlich werden könnte. Auch wenn ich merke, dass meine Pferde keinen Spaß oder keine Lust haben, breche ich ab. Aber das passiert selten, denn ich tue nie etwas speziell für ein Video. Wir machen alles wie immer, ich filme es nur zusätzlich.

Konrad: Ich habe auch Kaninchen. Was braucht ein Tier, um Petfluencer zu werden?

Emilia: Die Tiere brauchen im Grunde nichts. Aber es ist immer spannend, wenn man etwas teilt, das besonders ist, also etwas, das nicht jedes Tier kann.

Konrad: Hast du eine engere Beziehung zu deinen Pferden als andere, die nicht mit ihren Tieren arbeiten?

Emilia: Dass ich eine sehr enge Bindung zu meinen Tieren habe, kommt nicht nur von den Videos. Wir sind viel gemeinsam unterwegs, wir trainieren viel. Aber klar, die Arbeit auf Instagram ermöglicht mir erst, dass wir das alles erleben können.

Mathilde: Merken die Pferde, dass sie fotografiert werden?

Emilia: Ich bin mir sicher, dass meine Pferde wissen, wann sie gefilmt werden. Mein Pferd Kiwi ist aber noch nicht so lange bei mir. Wenn ich sie filme, läuft sie manchmal einfach weg. Meine anderen Pferde bleiben ruhig stehen, machen sogar manchmal die Ohren etwas nach vorne oder fangen an zu posieren. Auf jeden Fall bleiben sie alle stehen und warten, bis ich fertig bin und die Kamera weglege.


Emilia Schlotterbeck ist 21 Jahre alt und kommt aus Reutlingen. Seit fast zehn Jahren teilt sie unter dem Namen „Dancinghorses“ (@dancinghorses_) ihr größtes Hobby in den sozialen Medien: die Arbeit mit ihren Pferden und das Reiten. Auf Instagram verfolgen 210 000 Menschen ihren Alltag.
Neben der Arbeit als Influencerin studiert Emilia Pferdewirtschaft, gibt Reitkurse und reitet auch bei Wettbewerben mit. 2018 ist sie deutsche Jugendmeisterin in der traditionellen Turnierdisziplin „Working Equitation” geworden. Ihre vier Pferde heißen Orador, Fantastica, Uncas und Kiwi.

Tierisch berühmt
Das Wort Petfluencer setzt sich zusammen aus den beiden englischen Begriffen „Influencer“, das ist ein Mensch, der andere etwa über die so-zialen Medien beeinflusst, und „Pet“ für Haustier. Petfluencer sind also Tiere, die auf sozialen Netzwerken wie Instagram, Snapchat, Tiktok oder Youtube viele Fans haben. Ihre Besitzer teilen Fotos und Videos und machen dabei meist auch Werbung für Unternehmen. Diese denken, dass die Fotos Fans und Follower dazu bringen, Produkte des Unternehmens zu kaufen.

Teurer Sammelspaß
Das Petfluencer-Album von Panini versammelt 200 tierische Internetstars aus aller Welt. Außerdem gibt es im Heft Informationen rund um das Thema Haustierhaltung, Tierfotografie und vieles mehr. Das Album kostet einen Euro und die Tüte mit fünf Stickern 70 Cent. Beides ist an Kiosken und Bahnhöfen erhältlich. Ein Panini-Heft zu füllen ist oft ein teurer Sammelspaß. Denn wer ein Tütchen kauft, weiß nicht, welche Sticker sich darin befinden. So hat man schnell Aufkleber doppelt und dreifach. Darum ist das Tauschen mit anderen Sammlern auch so beliebt.