Coronavirus Kinder impfen! Ja? Nein?

Tanja Volz

Ärzte und Forscher sind sich nicht ganz einig

Der Impfstoff der Firma Biontech ist für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren in Deutschland seit wenigen Wochen zugelassen. Das bedeutet: Jedes Kind, dessen Eltern sich für die Spritze entscheiden, kann diese auch bekommen. Nötig sind dann zwei Spritzen im Abstand von einigen Wochen, damit das körpereigene Abwehrsystem richtig auf die Impfung reagieren kann und einen guten Schutz gegen die Viren ausbilden kann.
Aber: Experten, die sich in Deutschland mit Impfungen beschäftigen, sagen, dass sie diese Impfung nicht grundsätzlich jedem Kind empfehlen. Diese Experten sind in der sogenannten Ständigen Impfkommission (Stiko) vereinigt. Und diese meint: Nur Kinder mit Vorerkrankungen sollten sich impfen lassen. Dazu zählen etwa Übergewicht, die Zuckerkrankheit, Herzprobleme oder andere dauerhafte Leiden. Auch Kindern, deren Eltern oder Großeltern krank sind und die sich über die Kinder anstecken könnten, wird die Impfung empfohlen. Denn es gibt Erkrankungen, bei denen Erwachsene zwar geimpft wurden, diese aber trotzdem nicht ausreichend geschützt sind, etwa bei bestimmten Formen von Krebs.
Diese Empfehlungen können sich aber ändern: Die Stiko wartet noch auf Ergebnisse aus anderen Ländern, in denen Kinder bereits geimpft werden. Dann könne man medizinisch besser einschätzen, ob für Kinder ein Risiko bestehe.

Ja! Was spricht für das Impfen von Kindern?
Auch wenn Kinder meist nicht schwer an Covid-19 erkranken, kommt es mitunter vor, dass sie später an Long Covid leiden. Diese Langzeitfolgen können sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern auftreten: Noch Wochen und Monate nach der Erkrankung fühlt man sich schlapp, erschöpft, müde und hat unter anderem Atemprobleme. Im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion sehen Mediziner bei Kindern auch das sogenannte PIMS. Das ist eine Entzündungsreaktion des ganzen Körpers, die einige Wochen nach der Ansteckung auftreten kann. Eine Impfung könnte dagegen schützen. Damit die Schule dauerhaft geöffnet bleiben kann, fordern Experten, Kinder zu impfen. In anderen Ländern, etwa den USA, werden Kinder ab 12 schon länger geimpft.

Nein! Was spricht dagegen?
Wenn sich Kinder mit dem Virus anstecken, werden sie normalerweise nicht richtig schlimm krank. Das haben verschiedene Studien ergeben. Und der Impfstoff wurde bisher an viel weniger Kindern getestet als an Erwachsenen. Das Immunsystem von Kindern reagiert ganz anders als bei Erwachsenen. Deshalb werden Impfstoffe normalerweise für Kinder extra entwickelt und sehr gut und sehr lange getestet. Manche Experten sagen, man könne noch gar nicht richtig beurteilen, welche Wirkungen auftreten könnten und ob der Impfstoff nicht vielleicht unbekannte Nebenwirkungen haben könnte. Zudem kann man Kinder ebenso gut schützen, wenn fast alle Erwachsenen geimpft sind. Das nennt man Herdenimmunität. Dann hat das Virus kaum mehr eine Chance, sich weiterzuverbreiten. Daher, so die Experten, sei es sinnvoller, alle Erwachsenen dazu anzuregen, sich impfen zu lassen – auch zum Wohl ihrer Kinder.

Impfmüde Erwachsene
In Deutschland sind im Schnitt vier von zehn Menschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Zu Beginn der Impfungen war es noch sehr schwierig, einen Termin zu bekommen. Doch mittlerweile gibt es genügend Impfstoff verschiedener Hersteller, und jeder, der es möchte, kommt recht problemlos zu seiner Spritze. Diese gibt nicht nur Schutz vor der Erkrankung. Man erhält auch ein Stück Freiheit zurück. Ausreichend geimpfte Menschen können zum Beispiel unkomplizierter Reisen oder Konzerte besuchen. Das Problem sind mittlerweile Menschen, die ihre zweite Impfung sausen lassen. Dann sind sie nicht ausreichend geschützt. Und es gibt Leute, die sich gar nicht impfen lassen wollen. Die Impfbereitschaft der Bürger in Deutschland sinkt – obwohl sich die ansteckendere Delta-Variante des Coronavirus rasant ausbreitet. Damit sich das Virus weniger heftig ausbreitet, müssen wesentlich mehr Menschen vollständig geimpft sein, sagen Experten. In anderen Ländern wie etwa den USA gibt es sogar Geschenke, wenn man sich impfen lässt. Das lehnen Politiker hier derzeit noch ab.