Alice Pantermüller „Meine Söhne heißen wie Lottas Blödbrüder“

Maresa Stölting

Mindestens 18 Tagebücher hat Alice Pantermüller schon gefüllt – aber nicht ihre eigenen. In ihrer Buchreihe „Mein Lotta-Leben“ geht es um die Erlebnisse von Lotta Petersen. Unsere Reporterinnen Konstantina (9) und Luna (12) wollten von der Autorin wissen, wie viel von ihr in Lottas Tagebüchern steckt.

Luna: Haben Sie als Kind selbst Tagebuch geschrieben, oder tun Sie das heute noch?

Alice Pantermüller: Nein. Als Kind habe ich mir schon Geschichten ausgedacht, sie aufgeschrieben und Bilder dazu gemalt. Aber Tagebuch habe ich nie wirklich geschrieben. Ich habe mal eines geschenkt bekommen. Da habe ich eingetragen: „Heute war ich beim Zahnarzt“ und „Heute gab es Grünkohl zum Mittagessen“ oder so was. Aber das ist ja nicht das, was man in ein Tagebuch schreibt. Nur auf Reisen habe ich Tagebücher geführt, um später nachzulesen, was ich alles erlebt habe. Es ist schon toll, dass ich diese Bücher habe.

Luna: Wie würden Sie Lotta beschreiben?

Alice Pantermüller: Lotta ist ein einigermaßen normales Mädchen, der eine Menge passiert. Dabei ist sie umgeben von ein paar Figuren, die deutlich extremer und schräger sind als sie selbst. Zum Beispiel von ihren Eltern, ihren Blödbrüdern Jakob und Simon, ihrer besten Freundin Cheyenne und der Lehrerin Frau Kackert.

Luna: Wie entstehen all die Figuren aus Ihren Büchern?

Alice Pantermüller: Ich setze mich nicht hin und schreibe mir auf, welche Eigenschaften die Figuren haben sollen. Das entwickelt sich häufig während des Schreibens. Lottas Mitschülerin Berenike ist ein gutes Beispiel. Sie war am Anfang gar nicht so unsympathisch geplant. Sie war zwar das Mädchen mit den langen blonden Haaren, die ganz schlau ist, alles toll kann und in den Pausen von allen anderen Mädchen umzingelt ist. Aber eigentlich waren es im ersten Buch eher Lotta und Cheyenne, die Berenike ein bisschen piesacken und blöde Dinge zu ihr sagen. Dann hat sich das aber so verselbstständigt, dass sie doch eine eingebildete Kuh geworden ist.

Konstantina: Haben Sie schon ähnliche Situationen wie Lotta in den Büchern erlebt?

Alice Pantermüller: Die Geschichten sind wirklich ausgedacht, obwohl manchmal Kleinigkeiten aus meinem Leben darin vorkommen. Zum Beispiel Namen – Lottas Blödbrüder heißen so wie meine Söhne. Und Lottas Nachbarin heißt Frau Segebrecht und hat einen kleinen Hund namens Polly. Meine Schwester heißt Segebrecht mit Nachnamen und hatte auch einen Hund namens Polly. Die einzige Situation, die ich wirklich aus meinem Leben übernommen habe, ist aus dem dritten Band: Lotta fährt mit ihrer Familie nach Bayern auf einen Biobauernhof. Da steht so ein ausgestopftes Murmeltier auf einer Kommode herum. Und die Brüder Jakob und Simon staffieren es mit Schal, Mütze und Sonnenbrille aus und nennen ihn „Billy the Biber“. Das haben meine Schwester und ich auch mal als Kinder gemacht, als wir in Österreich in einem Hotel waren. Da stand ein Murmeltier rum, das wir verkleidet haben.

Konstantina: In allen Lotta-Buchtiteln kommt ein Tier vor. Warum ist das so?

Alice Pantermüller: Beim ersten Band haben der Verlag und ich überlegt, wie er heißen kann. Wir haben uns für „Alles voller Kaninchen“ entschieden, weil da eben die ganzen Kaninchen von Cheyenne und Chanell vorkommen. Dann kamen der zweite und der dritte Band, es lief gut an und wir haben überlegt, dass es gut wäre, wenn die Titel immer eine gewisse Ähnlichkeit haben. So entstand die Idee, dass in jedem Band ein Tier vorkommen soll. Wie das passiert, ist ganz unterschiedlich. Mal kommt das Tier direkt im Buch vor, manchmal heißt einfach jemand so ähnlich oder ein Möbelhaus wird danach benannt. Manchmal gibt es sogar Wünsche: Der Verlagsleiter wollte einen Hasen haben. Und meine Lektorin den Tapir – wenn ich mich richtig erinnere ...

Konstantina: Wird es weitere Bücher über Lotta geben?

Alice Pantermüller: Den 19. Band habe ich schon längst geschrieben. Im September bin ich damit fertig geworden. Im Juni wird „Hier taucht der Papagei“ erscheinen. Jetzt ist er gerade bei Daniela Kohl, sie macht die Zeichnungen.

Konstantina: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Daniela Kohl?

Alice Pantermüller: Wenn der Text wirklich ganz fertig ist, hat sie drei Monate Zeit – und die braucht sie auch. In jedem Lotta-Buch sind ungefähr 1000 Bilder! Erst verteilt sie den Text auf die Seiten. Dann entscheidet sie: Hier kommt ein Bild hin, hier eine Sprechblase, diese Figur bekommt diese Schrift. Dann zeichnet sie die ganzen Bilder. Sie ist wirklich fleißig – auch am Wochenende arbeitet sie und macht in dieser Zeit keine Ferien.

Luna: Was war Ihr Lieblingsbuch als Kind?

Alice Pantermüller: „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, weil das so eine tolle Abenteuergeschichte ist. Die hat meine Mutter meiner Schwester und mir vorgelesen. Das war einfach so spannend und besonders, was in dem Buch passiert, das habe ich in sehr guter Erinnerung.


Alice Pantermüller Die Autorin wurde am 9. Juli 1968 in Flensburg (Schleswig-Holstein) geboren, sie ist 54 Jahre alt. Nach dem Abitur hat sie Lehramt studiert, dann hat sie auch noch eine Ausbildung zur Buchhändlerin absolviert. 2009 gewann sie einen Schreibwettbewerb des Arena-Verlags. Nach zwei Büchern über „Bendix Bordersen“, schlug ihr der Verlag vor, ein Buch mit einem Mädchen als Hauptfigur zu schreiben. So entstand die Idee zu „Mein Lotta-Leben“. Die Bücher sind mittlerweile in vielen verschiedenen Sprachen erschienen, darunter Englisch, Chinesisch, Isländisch und Ukrainisch. Ihre neueste Buchheldin ist die junge Kommissarin „Florentine Blix“. Alice Pantermüllers Lieblingstiere sind Wale und Orang-Utans. Ein Affe kommt bisher in keinem Titel von „Mein Lotta-Leben“ vor.

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