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Adel Tawil „Mein Song ist zum Ratespiel geworden“

Maresa Stölting

Der Song „Lieder“ von Adel Tawil ist zwar schon zehn Jahre alt und trotzdem das Lieblingslied unserer Reporter Louisa (11) und Luca (11). Vor seinem Konzert in Stuttgart hat der Sänger den beiden verraten, warum „Lieder“ auch sein Favorit ist.

Louisa: Seit wann machst du Musik?
Adel Tawil: So mit zwölf Jahren habe ich meine ersten Demos aufgenommen. Damals noch mit zwei Kassettenrekordern. Auf einem habe ich Musik abgespielt. Im anderen war eine leere Kassette drin, damit habe ich meinen Gesang und gleichzeitig die Musik vom anderen Rekorder aufgenommen. Das war sehr umständlich und sehr schlechte Qualität – aber das waren meine ersten eigenen Aufnahmen.

Luca: Schreibst du deine Songs selbst?
Adel Tawil: Teils, teils. Ich habe viele Ideen, zum Beispiel wenn ich etwas lese oder einen Film schaue oder irgendwas anderes mich inspiriert. Dann schreibe ich mir das auf. Oder ich habe Melodien im Kopf. Früh am Morgen ist das am allerbesten, weil man da noch keine anderen Gedanken im Kopf hat. Wenn ich dann zum Beispiel alleine spazieren gehe, fallen mir Melodien ein. Die nehme ich mit dem Rekorder auf meinem Handy auf. So fängt das Songschreiben an, aber dann arbeite ich gerne mit sehr guten Textern, mit denen ich den Song fertig mache.

Louisa: Hörst du auch deine eigene Musik?
Adel Tawil: Nein, eigentlich nicht. Das ist ganz, ganz komisch. Ich kenne auch keinen, der seine eigene Musik hört. Aber ich habe ja eine Tochter, und die hört sehr, sehr gerne meine Lieder. Deswegen ist das für mich eine ganz komische Situation, dass ich jetzt immer meine eigene Musik im Auto hören muss, weil sie nichts anders hören möchte.

Louisa: Nimmst du deine Tochter mit auf Tour?
Adel Tawil: Sie war mal mit auf Tour, da waren wir mit einem Bus unterwegs, einem Nightliner. Wenn es dann in die Schule geht, ist das natürlich nicht mehr möglich. Aber das war eine tolle Erfahrung – wie eine Klassenfahrt im Bus!

Luca: Wie ist dir der Name „Spiegelbild“ für dein neues Album eingefallen?
Adel Tawil: Auf dem Album gibt es einen Song, der „Spiegelbild“ heißt. In diesem Lied geht es darum, dass man sich selbst so ein bisschen verliert, dass man irgendwie kein Spiegelbild mehr hat, dass man einfach jemand anderes ist. „Spiegelbild“ fand ich dann auch für das Album sehr passend, weil es eine Art Rückschau auf mein Leben ist. Darauf, was ich alles erlebt habe, mit allen Höhen und Tiefen, Freude und Ängsten. Man überlegt eigentlich nie vorher, wie ein Album heißen soll. Sondern man schreibt einfach Songs, Songs, Songs. Dann hat man irgendwann etwa 20 und überlegt, wie das Album heißen könnte, welches Lied das ganze Album am besten erklären und zusammenfassen könnte – und das wird dann der Titel.

Luca: Welches deiner Lieder findest du am besten?
Adel Tawil: „Lieder“! Kennt ihr das? (Singt:) „Ich ging wie ein Ägypter, hab mit Tauben geweint …“ Da ist uns ein wahrer Glücksgriff im Studio gelungen, weil wir ein Lied geschrieben haben, in dem ganz viele Lieder stecken. Das ist zu einem riesigen Ratespiel geworden: Was meint er wohl mit „Tauben geweint“? Ich verrate es euch: Es gab mal einen Künstler, der nannte sich Prince. Der hat „When Doves Cry“ gesungen, also „Wenn Tauben weinen“. Das war ein großer Hit. So ist mein Lied „Lieder“ entstanden – und es erzählt zugleich auch meine eigene Geschichte. Das ist ganz schön.

Luca: Deine Eltern stammen aus Tunesien und Ägypten. Hast du noch Familie dort und machst du dort Urlaub?
Adel Tawil: Ja, ich bin gerade erst aus Tunesien zurückgekommen. Ich war eine Woche dort, es war brutal heiß, 44 Grad. Die Familie meiner Mutter lebt in Tunesien, und die Familie von meinem Vater in Ägypten. Die freuen sich und sind unheimlich stolz darauf, dass jemand aus der Familie so erfolgreich und bekannt in Deutschland ist.

Louisa: Sprichst du auch Arabisch oder Französisch?
Adel Tawil: Ja, ich spreche Arabisch. Aber man hört sofort, dass ich nicht von dort komme, sondern dass ich in Deutschland geboren bin. Mein Arabisch ist ok, ich kann mich verständigen und Englisch spreche ich natürlich auch. In Ägypten ist die zweite Amtssprache Englisch, in Tunesien ist die zweite Amtssprache Französisch. Aber auf Französisch hatte ich in der Schule gar keine Lust. Das bereue ich so sehr! Jetzt lerne ich jeden Tag Französisch mit einer App und das ist viel, viel schwieriger. Als Kind lernt man das leichter. Hätte ich mal lieber aufgepasst!

Luca: Du wurdest in Berlin geboren. Ich bin oft dort, weil meine Mama in Berlin-Spandau aufgewachsen ist und meine Großeltern da wohnen. Ich habe schon gehofft, dich mal zu treffen, zum Beispiel im Florida Eiscafé …
Adel Tawil: Das ist ja lustig, ich bin Spandauer! Und das Florida Eiscafé kenne ich natürlich auch, das ist die Eisdiele schlechthin, am Rathaus. Da war ich als Jugendlicher oft, da hat man sich immer getroffen, und da habe ich meine erste Freundin kennengelernt.

Luca: Was musst du vor einem Konzert noch alles machen?
Adel Tawil: Solche Interviews, zum Beispiel, wie wir das gerade machen! Den Soundcheck habe ich für heute schon hinter mir. Beim Soundcheck gehen wir auf die Bühne, spielen alles mal ein bisschen an, hören ob der Sound gut ist, ob technisch alles funktioniert und so weiter. Wenn ihr gleich weg seid, singe ich mich mit meinen Background-Sängerinnen und -Sängern ein. Dann habe ich noch eine halbe Stunde Zeit, um mich zu fokussieren, ein bisschen zu meditieren und dann – BÄM – ab auf die Bühne! 


Adel Tawil Wusstest du, dass Adel Tawil schon mit 17 seinen ersten Vertrag mit einer Plattenfirma hatte? In den 1990er Jahren war er Mitglied der Band „The Boyz“. 2003 gründete er die Band „Ich + Ich“ mit der Musikerin Annette Humpe. Mit Liedern wie „Vom selben Stern“ und „Stark“ feierten sie viele Erfolge. Auf seinen Konzerten singt der 44-Jährige auch noch Songs aus dieser Zeit. Seit 2013 ist der gebürtige Berliner als Solokünstler unterwegs und hat vier Alben veröffentlicht. In seiner Freizeit fährt Adel Tawil gerne Fahrrad. Zuhause in Berlin hat er fünf Räder – vom Hollandrad bis zum BMX. Sein Lieblingsort in der Stadt ist der Teufelsberg, denn von dort kann man über ganz Berlin schauen.